„Biologisch abbaubar“ – mehr als nur ein Modebegriff

Der Begriff „biologisch abbaubar“ ist aus der Textilbranche längst nicht mehr wegzudenken. Trotzdem verbirgt sich dahinter weit mehr als nur ein Modebegriff. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit ein Schlüsselthema für Unternehmen ist, steht die Textilindustrie vor der Herausforderung, ihre Produktionsprozesse und Materialien umweltverträglicher und im besten Fall kreislauffähig zu gestalten.

Dabei spielen nachhaltige Etiketten und Zutaten als sichtbare Markenzeichen eine entscheidende Rolle. Sie liefern nicht nur Informationen über das Produkt, sondern geben auch ein Statement über die Marke und ihre Einstellung zur Nachhaltigkeit ab. Vor diesem Hintergrund rückt das Thema „biologisch abbaubare Materialien“ immer stärker in den Fokus. Doch was verbirgt sich überhaupt hinter diesem Begriff? Dieser Blogbeitrag beschäftigt sich mit der Definition, den wichtigen Richtlinien und beleuchtet, welchen Beitrag biologisch abbaubare Materialien zur Förderung einer nachhaltigeren Produktionsweise leisten können.

Was zeichnet biologisch abbaubare Materialien aus?

Biologisch abbaubare Materialien in der Mode- und Textilbranche sind Materialien, die unter Einwirkung von Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen oder Enzymen zersetzt werden können. Dieser Prozess führt dazu, dass sie sich am Ende ihres Lebenszyklus vollständig in natürliche Bestandteile (CO2, Wasser, Biomasse) zersetzen. Im Gegensatz zu herkömmlichen, nicht abbaubaren Materialien bieten sie somit eine umweltfreundlichere Alternative. Der biologische Abbauprozess erfolgt dabei in der Regel in anaeroben Umgebungen, wie z.B. Deponien oder Kompostieranlagen, wo Mikroorganismen das Material in kleinere Moleküle zerlegen, die von anderen Organismen als Nährstoffe genutzt oder weiter abgebaut werden können.

Der Vorteil dieser Eigenschaften bestimmter Materialien (z.B. Baumwolle, Leinen, Hanf, Wolle und bestimmte Arten von synthetischen Fasern) gegenüber nicht abbaubaren Materialien für die Textilindustrie liegt auf der Hand. Durch die Verwendung von biologisch abbaubaren Stoffen können Textilunternehmen ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren und zur Verringerung des Abfallaufkommens beitragen. Zudem können sie durch den Einsatz dieser Materialien ihren Kunden eine umweltfreundlichere Alternative bieten, die den wachsenden Bedarf an nachhaltigen Produkten in der Gesellschaft widerspiegelt.

Ist „biologisch abbaubar“ und „kompostierbar“ also das gleiche?

Nicht ganz! Ein zentrales Unterscheidungsmerkmal ist hierbei der Faktor Zeit. Ein kompostierbares Material wird innerhalb von weniger als drei Monaten abgebaut, während ein biologisch abbaubares Material im Vergleich dazu etwa sechs Monate oder länger benötigt, bis sich 90% seiner Masse zersetzt hat. Grundsätzlich ist also jeder organische Stoff „biologisch abbaubar“ – aber die Zeitspanne, die für den Abbau benötigt wird, variiert. Bei Plastik kann dieser Prozess beispielsweise bis zu 400 Jahre dauern.

Alle Materialien, die kompostierbar sind, sind also auch biologisch abbaubar – nicht aber umgekehrt! Das liegt daran, dass Kompostierbarkeit eine spezielle Art des biologischen Abbaus ist. Dabei zersetzt sich ein kompostierbarer Kunststoff durch Mikroben zu Kompost. Im Gegensatz dazu bleibt bei der Zersetzung durch beispielsweise Mikroorganismen oder Enzyme (also dem „biologischen Abbau“), lediglich Wasser, Kohlenstoffdioxid und Biomasse zurück. Biologische Abbauverfahren können zudem vielfältiger sein, während kompostierbare Materialien bestimmte Standards bezüglich ihrer Abbaugeschwindigkeit, Rückstandsqualität, Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Feuchtigkeit sowie der Verfügbarkeit von Mikroorganismen erfüllen müssen, um als solche betrachtet zu werden.

Auf dem Prüfstand: Standards und Zertifizierungen für biologisch abbaubare Stoffe

Um biologisch abbaubare Stoffe zu regulieren, werden internationale Standards und Zertifizierungen verwendet. Zu den wichtigsten internationalen Standards gehören EN 13432 und ASTM D6400. Diese Standards legen fest, dass biologisch abbaubare Kunststoffe innerhalb einer bestimmten Zeit, normalerweise innerhalb von etwa 180 Tagen, unter industriellen Bedingungen abgebaut werden müssen. Während des Abbauprozesses dürfen keine schädlichen Rückstände im zurückbleiben, und das Material muss in Kohlendioxid, Wasser und Biomasse umgewandelt werden.

Zusätzlich zu EN 13432 und ASTM D6400 gibt es weitere wichtige Standards und Prüfverfahren wie die ISO 14855, die europäische Norm EN 14995 und die internationale Norm ISO 17088. Die EN 14995 beschreibt die Methoden zur Bestimmung der biologischen Abbaubarkeit von Materialien unter anaeroben Bedingungen, während die ISO 17088 die Anforderungen an die Kennzeichnung und die Prüfung der biologischen Abbaubarkeit von Materialien festlegt. Diese Normen bieten genaue Anleitungen zur Durchführung von Tests und zur Interpretation der Ergebnisse, um sicherzustellen, dass biologisch abbaubare Kunststoffe korrekt gekennzeichnet und bewertet werden.

Da die genannten Standards und Normen nicht speziell auf die Anforderungen der Textilindustrie zugeschnitten sind, gibt es zusätzlich branchenspezifische Richtlinien und Prüfverfahren, die von Textilverbänden, Forschungsinstituten oder anderen Fachorganisationen entwickelt werden. Diese branchenspezifischen Standards umfassen unter anderem Aspekte wie biologische Abbaubarkeit, Farbechtheit, Faserfestigkeit und umweltverträgliche Produktionstechniken. Sie werden regelmäßig überarbeitet und an neue Entwicklungen angepasst, um sicherzustellen, dass die Textilindustrie nachhaltige und hochwertige biologisch abbaubare Materialien verwendet.

Ein grünes Dilemma: Die Vor- und Nachteile biologisch abbaubarer Materialien gegenüber alternativen nachhaltigen Lösungen

Biologisch abbaubare Materialien werden in der Textilindustrie zunehmend als eine vielversprechende, nachhaltige Option betrachtet. Ihre Verwendung bietet eine Reihe von Vorteilen, darunter eine reduzierte Umweltbelastung und die Förderung einer Kreislaufwirtschaft. Durch den biologischen Abbau am Ende ihres Lebenszyklus können diese Materialien dazu beitragen, den Abfall zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Ein weiterer Vorteil liegt in ihrer Flexibilität und Vielseitigkeit. Sie können für eine Vielzahl von Anwendungen in der Textilindustrie verwendet werden, von Kleidung über Verpackungen bis hin zu Heimtextilien – und Etiketten –, und bieten somit eine breite Palette von Einsatzmöglichkeiten.

Trotz ihrer Vorteile stößt der erweiterte Einsatz solcher Materialien oftmals an Grenzen. Eines der Hauptprobleme ist die begrenzte Verfügbarkeit von biologisch abbaubaren Rohstoffen und die technischen Herausforderungen bei der Herstellung dieser Materialien in großem Maßstab. Darüber hinaus können einige biologisch abbaubare Kunststoffe möglicherweise nicht in allen Umgebungen oder Anwendungen effektiv abgebaut werden, was zu Problemen bei der Entsorgung führen kann.

Im Vergleich zu anderen nachhaltigen Materialien wie recyceltem Polyester oder veganen Alternativen haben biologisch abbaubare Materialien sowohl Vor- als auch Nachteile. Während recyceltes Polyester beispielsweise bereits etablierte Recyclinginfrastrukturen nutzt, bieten biologisch abbaubare Kunststoffe die Möglichkeit, am Ende ihres Lebenszyklus in natürliche Bestandteile abgebaut zu werden, was eine bessere Entsorgungsoption darstellen kann. Veganen Alternativen, wie  Materialien aus pflanzlichen oder synthetischen Fasern, fehlen zwar tierische Bestandteile – trotzdem können sie durch den Einsatz von Pestiziden oder chemischen Düngemitteln negative Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Grüne Wege gehen – ein Ausblick

Biologisch abbaubare Materialien in der Textilindustrie bieten nicht nur eine nachhaltigere Alternative zu herkömmlichen Materialien, sondern eröffnen auch neue Horizonte für Innovation und Fortschritt. Durch ihre vielseitige Anwendbarkeit und Umweltfreundlichkeit bieten sie ein enormes Potenzial für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft. Von der Entwicklung innovativer Textilprodukte bis hin zur Erschließung neuer Märkte bieten biologisch abbaubare Materialien zahlreiche Chancen für die Branche. Die Integration dieser Materialien in Produkte kann nicht nur dazu beitragen, die Umweltbelastung zu reduzieren, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit und das Image von Unternehmen stärken. Es ist an der Zeit, Nachhaltigkeit und Innovation in Einklang zu bringen, um gemeinsam eine bessere – und vor allem: grünere – Zukunft zu gestalten.

Das Engagement für Nachhaltigkeit und Innovation in der Textilindustrie ist entscheidend, um die Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit anzugehen. Als Hersteller und Lieferant von Etiketten für die Textilindustrie stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung, um Sie bei der Integration biologisch abbaubarer Materialien in Ihre Produkte zu unterstützen.